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Brand of the month
Oktober 2025

Gucci 

Milano Fashion Week 2025

Gucci - immer wieder neu gebunden

An meinem Autoschlüssel hängt ein kleines Gucci-Tuch. Es löst sich ständig, die Masche fällt auseinander, und ich binde sie wieder neu. Eigentlich ist es unpraktisch – aber genau darin liegt seine Magie. Ein Stück Stoff, das nicht brav funktioniert, sondern sich immer wieder selbst neu erfindet. Vielleicht ist das die ehrlichste Metapher für Gucci überhaupt.

So war es schon bei der Familie Gucci selbst. 1921, in Florenz, öffnete Guccio Gucci ein kleines Geschäft für Lederwaren. Bald hielten Fürstinnen und Filmstars die Taschen des Hauses in den Händen. Grace Kelly, Jackie Kennedy – Gucci war ein Synonym für Glamour, ein Knoten, der fest und glänzend saß.

Doch in den 70er- und 80er-Jahren begann sich die Masche zu lösen. Die Familie vergab zu viele Lizenzen, das Logo tauchte auf Feuerzeugen und Billigtaschen auf. Streitigkeiten im Clan schwächten die Marke, bis der Name fast ausfransend wirkte. Der Machtkampf endete tragisch: 1995 wurde Maurizio Gucci ermordet.

Dann kam Tom Ford. Jung, radikal, sexy. Er band den Knoten neu, schärfer, dunkler. Gucci wurde zur Sprache der Nacht – aus den Clubs bis in die Hochglanzmagazine.

Nach ihm Alessandro Michele. Der Romantiker, der alles wieder auffächerte: Maximalismus, Gender-Fluidität, Vintage-Träume. Gucci wurde ein überbordendes Märchen, ein Universum, das man nicht nur trug, sondern bewohnte.

Und heute, bei der Mailänder Fashion Week, beginnt ein neues Kapitel. Demna ist da. Kein Laufsteg, sondern ein Film. Kein sanfter Übergang, sondern ein radikaler Schnitt. Er ließ alle alten Gucci-Posts auf Instagram löschen, um mit seiner ersten Kollektion, „La Famiglia“, ganz von vorn anzufangen. Ein radikales Lösen des Knotens, um ihn neu zu binden.

Vielleicht ist das der wahre Luxus: nicht das, was sicher hält, sondern das, was immer wieder neu geknüpft werden will.